Das hatten sich Gründer und einige Investoren anders vorgestellt. Mit dem geplanten Verbot des Verbrenners und dessen hochkomplexer Abgasreinigung sah es für eine Zeit lang so aus, als sei der Weg für viele neue Anbieter von E-Autos frei. Denn plötzlich erschien der Bau eines Fahrzeugs simpel: Etwas Designarbeit, eine eigene Software dazu und den Rest des Autos kauft man über Zulieferer ein. Doch schon die Pleite des umjubelten E-Auto-Startups Byton aus China 2021 hätte eine Warnung sein müssen. Offensichtlich lässt sich der Erfolg von Tesla eben doch nicht so leicht kopieren.
Immerhin kam das Münchner Startup Sono Motors mit einer eigenen Idee auf dem Markt. Ein Auto mit Solarzellen auf dem Dach war nicht neu, aber den Wagen rundherum mit Zellen zu bepflastern, hatte dann doch etwas Innovatives. Doch die Umsetzung war schwierig. Die Solarzellen verteuerten die Produktion massiv, zudem verlief die Suche nach einem Fertiger für das Fahrzeug schwierig. Auch das trieb die Kosten so weit nach oben, dass die Kunden nur mühsam zu überzeugen waren.
Trotz Tiefschläge war Aufgeben keine Option!
Die Idee eines solarbetriebenen Elektroautos ist bei Sono Motors gescheitert. Jedoch hat das Unternehmen aus München einen neuen Investor an Bord – und ambitionierte Pläne.
Das zum 1. September eröffnete Insolvenzverfahren ist im Gange und das Ende schien sehr nah. Doch der Traum eines funktionierenden Geschäftsmodells ist bei Sono Motors weiterhin am Leben: Das Solarunternehmen hat offenbar einen Kapitalgeber gefunden, mit dem das wirtschaftliche Überleben der kommenden Monate gesichert scheint.
Nach früheren Angaben hatte Sono bis Anfang 2023 gut 44.000 Vorbestellungen für sein Elektroauto mit Solarzellen auf dem Dach. 2024 sollte der „Sion“ zum Stückpreis von 30.000 Euro auf den Markt kommen.
Vorbehaltlich der Erfüllung bestimmter aufschiebender Bedingungen ist Sono Motors mit dieser Transaktion nach eigenen Angaben in der Lage, eine ausreichende Finanzierung für seine Geschäftstätigkeit bis mindestens Ende 2024 zu erhalten. Zur Höhe des Investments macht das Unternehmen keine Angaben. Der Vollzug der Verträge mit Yorkville und die Aufhebung des Insolvenzverfahrens werden für Ende Januar 2024 erwartet.
Sono hatte das Solarauto-Projekt im Februar eingestellt und 250 Mitarbeitern gekündigt, weil sich keine Investoren und nicht genügend potenzielle Käufer für das Auto fanden. Sono Motors konnte laut der Unternehmensmitteilung in den letzten Tagen allen Mitarbeitenden, denen bereits Ende Oktober gekündigt wurde, eine Wiederbeschäftigung anbieten, die von der Mehrheit der Belegschaft bereits angenommen wurde.
Der geplante Neustart geht mit einem komplett neuen Managementteam der Sono Motors GmbH einher, dem die beiden Gründer Jona Christians und Laurin Hahn offenbar nicht mehr angehören werden. Sie haben sich laut einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht bereit erklärt, auf Verlangen einen Teil ihrer Stammaktien an einen zugunsten der Gläubiger zu bestellende Treuhänder und das Management abzugeben. Zudem sollen Christians und Hahn alle stimmberechtigten Anteile an das noch zu bestimmende künftige Management übertragen.
„Die letzten Monate waren für alle bei Sono Motors anstrengend, aber gleichzeitig auch unglaublich lehrreich“, sagt Jan Schiermeister, der derzeit als Head of Technology bei Sono Motors tätig ist. „Jetzt ist es an der Zeit, das Gelernte in Erfolg umzuwandeln. Unser erfahrenes Team ist begierig darauf, weiter an unserer Vision zu arbeiten, und ist in den letzten Monaten über sich hinaus- und noch enger zusammengewachsen. Wir glauben, dass die Vereinbarung mit Yorkville uns die Möglichkeit für einen vielversprechenden Neustart gibt.“
„Höchste Priorität“ habe jetzt die Markteinführung des Solar Bus Kits, einer von Sono Motors speziell entwickelten Solarnachrüstlösung für Diesel- und Elektrobusse, um deren CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren -vor allem Nebenverbraucher sollen so mit Solarstrom betrieben werden. Darüber hinaus wird Sono Motors „die Entwicklung und Vermarktung seiner einzigartigen Solarintegrationstechnologie weiter vorantreiben“.
Das eingestellte Solar-Elektroauto Sion, das Sono Motor bekannt gemacht hatte, wird in der Mitteilung zum „vielversprechenden Neustart“ mit keinem Wort erwähnt.
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