Mercedes Benz E-Klasse Bewertung

 

Bei der Mercedes E-Klasse 2020 gibt es nach vier Jahren Entwicklungszeit eine Überarbeitung. Doch nicht nur optisch, sondern auch technisch sind die Veränderungen erkennbar. Bemerkenswert: Die Business Class von Daimler hat jetzt auch eine Einschlafhilfe. Wir stellen euch das Modell 400 d T vor, geben Infos, stellen Motoren vor und merken, dass die E-Klasse rein optisch nur minimal verändert wurde, eine breite Motorenpalette mit mehreren Hybridversionen zur Verfügung steht und der Einstiegspreis bei satten 50.000 Euro für den Basisdiesel liegt.

Die jetzt endlich ab Werk mit LED-Technik ausgestatteten Scheinwerfer wurden in ihrer Form angepasst, wie auch der Kühlergrill. Das Design der Limousine lehnt sich an das aktuelle Mercedes-Design mit den jetzt horizontal verlaufenden Rückleuchten an, wohingegen das Heck des Kombis unberührt geblieben ist.

Die Fahrleistungen des Reihensechszylinders entsprechen denen eines Sportwagens, während der Kraftstoffverbrauch mit 6,8 l/100 km erfreulich niedrig ist. In Kombination mit der exzellenten Fahrsicherheit und dem ausgezeichneten Fahrkomfort erweist sich das E-Klasse T-Modell als Reiseauto der Spitzenklasse. Aber: Die Handhabung des bisherigen, nicht besonders intuitiven Infotainmentsystems ist durch den Wegfall des Dreh-Drück-Stellers und des neuen Multifunktionslenkrads mit Touch-Oberflächen zusätzlich erschwert worden – unbegreiflich, auch im Hinblick auf den stolzen Einstiegspreis von 73.048 Euro.

„Du hast dein Ziel erreicht.“ Du – ganz neu bei Mercedes. Von nun an spricht Mercedes seine Kunden mit dem Vornamen an. An sich keine große Sache, aber alle, die seit Jahren von ihrem Navi mit „Sie“ angesprochen wurden, staunen. Da stellt sich die Frage: Wie lange sind wir eigentlich schon befreundet?

Tja, seit eben. Mercedes-Benz möchte angesagt sein, cooler, moderner. Der E-Klasse (Limousine ab 50.069 Euro und Kombi ab 52.955 Euro) wird das aber nicht wirklich gerecht. Schließlich ist sie, auch wenn sie sich in der oberen Mittelklasse gut verkauft, doch eher ein Auto für eine etablierte Käuferschicht. Also für Autofahrer, die Seriösität dem Schnickschnack vorziehen, aber dennoch Wert auf neueste Technik legen.

 

Mercedes E-Klasse: Äußeres Erscheinungsbild hat sich kaum verändert

Klar, rein optisch unterscheidet sich die modellgepflegte E-Klasse kaum von ihrem Vorgänger: neu gestaltete LED-Scheinwerfer, optional mit Multibeam-LED besagtem Matrix-Licht (1.547 Euro) und die Rücklichter sind nun im Querformat angeordnet, anstelle von hochkant wie bei der Limousine. Die frühere Grundausstattung ist entfallen, die drei Ausstattungsvarianten Avantgarde, Exclusive und AMG-Line sind nur noch optisch in Details unterschiedlich. Die Exclusive-Ausstattung zeigt den Mercedes-Stern auf der Motorhaube.

 

In puncto Sicherheit: bessere Assistenzsysteme

Mit der neuen „Power-Nap“-Funktion, die vor allem Plug-in-Hybriden zur Verfügung steht, wird das Einschlafen während einer Fahrpause durch Licht und Ton erleichtert. Im Idealfall hat sich der Schläfrigkeitsassistent bereits vorher eingeschaltet und den Fahrer auf die Pause hingewiesen. Ein weiteres neues Feature ist der Urban Guard. Dieses registriert, ob das Fahrzeug entwendet, abgeschleppt oder angefahren wurde und benachrichtigt den Fahrzeughalter. Auch eine Ortung des Fahrzeugs ist möglich, so dass die Polizei ein gestohlenes Fahrzeug rascher aufspüren kann.

Zur Standardausstattung des Fahrzeugs gehört ein aktiver Bremsassistent. Wird das Fahrerassistenz-Paket ausgewählt, wird das System um einen Kreuzungsassistenten, eine adaptive Geschwindigkeitsregelung mit abstandsabhängiger Geschwindigkeitsanpassung (Kurven, Kreisverkehr etc.) und einen Spurhalteassistenten (Kurven, Kreisverkehr etc.) sowie um einen Spurwechselassistenten erweitert. Dieser warnt den Fahrer vor Zweirädern oder Fußgängern, die sich von hinten nähern, auch wenn das Fahrzeug steht. Für das teilautonome Fahren auf der Autobahn sorgt der Stauassistent, der in diesem Paket ebenfalls enthalten ist. Der aktive Spurwechselassistent wechselt auf der Autobahn automatisch die Fahrspur, wenn der Fahrer den Blinker betätigt und die Verkehrssituation es zulässt. Darüber hinaus gibt es den Ausweichassistenten, der den Fahrer bei Ausweichmanövern in heiklen Situationen behilflich ist. Das optionale Head-up-Display blendet die aktuelle Geschwindigkeit und je nach Einstellung auch zusätzliche Informationen wie Navigationsanweisungen in der Windschutzscheibe ein, wodurch Ablenkungen beim Fahren signifikant reduziert werden.

Die optionale Verkehrszeichenerkennung informiert nicht nur über das aktuelle Tempolimit, sondern kann auch mit der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage und dem Geschwindigkeitsbegrenzer vernetzt werden. Zur serienmäßigen Ausstattung gehören auch eine direkt messende Reifendruckkontrolle und ein adaptives Bremslicht.

 

DIE ASSISTENZSYSTEME AUF EINEM BLICK:

  • ESP Serie
  • Abstandswarnung Serie
  • Kollisionswarnung Serie
  • City-Notbremssystem Serie
  • Vorausschauendes Notbremssystem Serie
  • Vorausschauender Kreuzungsassistent Option
  • Vorausschauendes Fußgänger-Notbremssystem Serie
  • Querverkehrerkennung beim Rückwärtsfahren Option
  • Geschwindigkeitsbegrenzer Optional
  • Tempomat Serie
  • Abstandsregeltempomat Option
  • Autobahn-/Stauassistent Option
  • Verkehrszeichenerkennung Option
  • Spurassistent Option
  • Totwinkelassistent Option
  • Spurwechselautomatik Option
  • Ausweichassistent Option
  • Notfallassistent Option
  • Ausstiegswarnung Option
  • Müdigkeitswarner Serie
  • Head-up-Display Option
  • Adaptive Bremslichter Serie
  • Reifendruck-Kontrollsystem Serie

Die neue Mercedes E-Klasse in der 360-Grad-Ansicht

Im Innenraum stechen sofort die beiden volldigitalen Bildschirme ins Auge, die mindestens 10,25 Zoll groß sind; optional sind sie sogar 12,3 Zoll groß. Auf den Bildschirmen können Radio, Navigationssystem sowie verschiedene Fahrzeug- und Komfortfunktionen per Sprache oder Touchpad gesteuert werden. Auf die bisher üblichen analogen Rundinstrumente wurde komplett verzichtet. Auch der Sprachassistent („Hey Mercedes“) wurde weiterentwickelt und soll sich jetzt noch besser an den Fahrer anpassen.

Auf den bisherigen Dreh-Drück-Steller und das gegen Aufpreis angebotene Kunststoff-Touchpad wurde verzichtet; stattdessen kommt das aus anderen Mercedes-Modellen bekannte Touchpad zum Einsatz. Doch auch diese Lösung ist ein deutlicher Rückschritt gegenüber dem bisherigen System, denn die einem Smartphone gleichende Bedienung macht die Navigation durch die teilweise recht komplexen Menüs ungenauer und vor allem noch langsamer und damit ablenkend.

Neu ist auch die Menüführung über das neu gestaltete Lenkrad: Statt Dreh- und Druckknöpfen gibt es nun Schieberegler. Die Touch-Oberflächen reagieren weniger sensibel und zuverlässig auf Berührungen und sorgen für eine deutlich erhöhte Ablenkbarkeit vom Verkehrsgeschehen. Durch die fehlende Rückmeldung der Touch-Flächen ist immer eine kurze Überprüfung notwendig, ob der Befehl auch tatsächlich ausgeführt wurde. Unsere Meinung dazu? Es scheint, dass Mercedes-Benz bei der Neugestaltung der Bedienelemente einen Schritt zu viel gemacht hat. Zudem ist das Multifunktionslenkrad mit 18 Bedienelementen überfrachtet.

 

Ein leichter Hybrid für alle herkömmlichen Verbrennungsmotoren

Die Palette der Motoren bleibt breit. Die Besonderheit: Mercedes elektrifiziert die meisten Antriebsstränge. Als Mildhybrid können sie nicht rein elektrisch fahren, sondern ein Startergenerator unterstützt die Verbrennungsmotoren mit bis zu 22 PS beim Beschleunigen. Das Spektrum der Benzinmotoren reicht vom E 200 mit 197 + 14 PS, bis zum mächtigen E 63 AMG mit einem 4,0-Liter-V8 und satten 612 PS.

Auch bei den Dieselmotoren hat Mercedes nachgelegt: Der E 200 d (160 PS) ist die Basis und mit dem E 300 d mit 265 + 20 PS ergänzt auch hier ein Mildhybrid die Modellpalette. Spannend sind auch die beiden Plug-in-Hybride, der E 300 e mit 211 PS (Benziner) inklusive eines 122 PS starken Elektromotors und der E 300 de, der aus einem Vierzylinder-Diesel mit 194 PS und einem Elektromotor mit 122 PS besteht.

Mit der leistungsstärksten Version des Dreiliter-Sechszylinder-Diesels ist der E 400 d Kombi sehr gut motorisiert. Bereits ab 1200 Umdrehungen pro Minute steht dank Turbolader das immens hohe Drehmoment von 700 Nm zur Verfügung. Der Dieselmotor setzt den Kombi in jeder Situation eindrucksvoll und energisch in Bewegung. Da er seine Kraft so sanft und leise entfaltet, verrät vor allem die Tachonadel, wie schnell es geht.

Die Werte sprechen für sich: Den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h schafft der Mercedes in flotten drei Sekunden. Die Werksangabe von null auf 100 km/h in 5,1 Sekunden wird nicht angezweifelt.

Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Der neue Reihensechszylinder ist auch ein Statement an alle Diesel-Skeptiker. Bis auf ein leises Schnurren und ein dezent kerniges Laufgeräusch beim Anfahren ist der Motor nur gut gedämpft zu hören. Auch das Schwingungsverhalten ist für einen Dieselmotor ordentlich, nur ganz leichte Vibrationen sind im Lenkrad zu vernehmen.

 

Die clevere Technologie kann manchmal aber auch nerven

Die neuen Sensoren sind noch schneller und sensibler: Zum Beispiel ist das automatische Einparken sanfter und das Fahrzeug bremst bei geringen Hindernissen selbsttätig ab. Das passiert auch, wenn der Tote-Winkel-Warner eine Gefahr feststellt. Der Nachteil: Die E-Klasse ist nicht fehlertolerant. Selbst beim leichten Berühren der Mittellinie ohne Blinken rattert das Steuerrad. Selbst wenn man das Tempolimit um einen Kilometer pro Stunde überschreitet, fängt das Head-up-Display (ab 1.249,50 Euro) an, wild zu blinken.

Das Praktische ist, dass der automatische Spurhalteassistent auch in schmalen Straßenabschnitten wie zum Beispiel in Baustellen aktiv bleibt – die Sensoren und Kameras erfassen jetzt auch schmale Fahrspuren. Die E-Klasse kann im stockenden Verkehr mittlerweile auch selbstständig wieder losfahren. Und bei einem Fahrzeugstillstand auf der Autobahn hilft der Rettungsspurassistent: Dieser lenkt die E-Klasse automatisch an den äußersten rechten oder linken Rand – in Abhängigkeit davon, auf welcher Fahrspur sich das Auto befindet.

Generell ist das Angebot an Fahrerassistenzsystemen sehr vielfältig, aber viele Sicherheitssysteme sind nur gegen Extrakosten erhältlich. Dies ist nicht nur im Hinblick auf den Anspruch der Stuttgarter, ein Pionier auf dem Gebiet der Sicherheit zu sein, unbegreiflich, sondern insbesondere deshalb, da es sich bei dem getesteten E 400 d Exclusive um ein Modell der oberen Mittelklasse handelt, welches für knapp 75.000 Euro angeboten wird.

Die Alltagstauglichkeit des T-Modells ist zweifelsfrei gegeben: Das gesamte Raumangebot ist erstklassig. Bis zu zwei Meter große Menschen haben problemlos genügend Bein- und Kopffreiheit. Und auch im hinteren Sitzbereich gibt es für zwei Meter große Fahrgäste genügend Bein- und Kopffreiheit. Der Kofferraum des T-Modells ist nach wie vor groß, wenn auch im Verhältnis zum Vorgängermodell deutlich geschrumpft: 450 Liter passen unter das Kofferraumrollo. Im Dachbereich hingegen fasst der Kofferraum bereits 800 Liter oder bis zu 14 Getränkekisten. Ein großes Fach mit einem Volumen von 60 Litern befindet sich auch unter dem Kofferraumboden. Werden die Rücksitzlehnen umgeklappt, fasst der Mercedes bis zur Fensterunterkante 860 Liter und bis zum Dach 1.585 Liter.

In Sachen Verarbeitung entspricht die neue E-Klasse ganz dem Mercedes-Benz-Slogan „Das Beste oder nichts.“ Nicht nur die Karosserie, sondern auch der Innenraum ist makellos. Die verwendeten Materialien des elegant entworfenen Innenraums sind durchweg qualitativ hochwertig – selbst an Stellen, die man selten sieht oder berührt. Nur die Zierleisten, die bei Berührung knarren können, trüben den Gesamteindruck der hochwertigen Qualität ein wenig. Die Unterbodenverkleidung ist mit Ausnahme des Heckbereichs größtenteils abgedeckt. Hier leistet sich die E-Klasse keinerlei Schwächen.

 

Der Top-Diesel schluckt knapp 6,8 Liter auf 100 Kilometer.

Der Verbrauch des Modells E 400 d T ist für seine Größe und die sehr guten Fahrleistungen relativ bescheiden, aber mit 6,8 Litern pro 100 Kilometer doch recht hoch. Der Diesel verbraucht im Stadtverkehr 7,6 Liter pro 100 Kilometer, außerorts 5,8 Liter und auf der Autobahn 7,9 Liter. Die Fahrstabilität des T-Modells ist erstklassig, hier sind die Stuttgarter unschlagbar. Das ist eine der großen Stärken der E-Klasse: Wie kein anderes Fahrzeug der oberen Mittelklasse verbindet sie Gelassenheit mit erstaunlicher Agilität, ohne unruhig zu wirken. Und auch die Antriebskraft ist hervorragend, nicht zuletzt dank des Allradantriebs 4Matic, der beim E 400 d serienmäßig ist.

 

Wie viel darf die E-Klasse kosten?

Als E 200 d kostet sie mindestens 50.069 Euro, das meistverkaufte Modell in Europa, der E 220 d, ist ab 51.860 Euro zu haben. Weitere 2.900 Euro werden für das T-Modell verlangt. So ergibt sich ein Grundpreis von 73.048 Euro mit Exclusive-Ausstattung. Recht happig. Na ja, immerhin ist das „Du“ des Sprachassistenten gratis….

 

Unser Fazit: 

Der E 400 d Kombi ist ein kostspieliger Spaß. In der Ausstattungslinie Exclusive kostet der Stuttgarter Kombi 73.048 Euro. Das Wesentliche wie Klimaautomatik und einige Sicherheitssysteme sind an Bord, es gibt aber viele angenehme, sichere und empfehlenswerte Details wie das Fahrerassistenzpaket, die zum Teil einen stolzen Aufpreis kosten. Das Knacken der 100.000er-Marke ist hier kein Problem und erfordert nicht einmal eine Vollausstattung.

 

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